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thumb_Kircheninnenblick 800Die Marienhagener ev. Kirche gilt als fünfte der in die Gruppe der "bonten Kerken" zu rechnenden oberbergischen Dorfkirchen. Genaue Daten zur Baugeschichte der kleinen evangelischen Dorfkirche sind außerordentlich spärlich. Man sieht jedoch sofort, dass Turm und Langhaus zwei verschiedenen Epochen entstammen. Als die Johanniter um 1300 hier ein Gotteshaus errichten wollten, rissen sie eine alte Kapelle ab, während sie den romanischen Wehrturm mit seinen schießschartenähnlichen Fensteröffnungen stehen ließen und das neue einschiffige Langhaus im frühgotischen Stil daran anbauten.

 

Der Turmschaft unter dem sechsseitigen Helm ragt kaum über das Kirchenschiff hinaus, und der irgendwann aus Stabilisierungsgründen vorgesetzte Schrägteil verleiht dem Turm zusätzlich eine außergewöhnlich gedrungene Massigkeit.

Die Kirche von Marienhagen hat ihr Langhaus seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts und daher auch ihre Fresko-Malerei seit dieser Zeit.

 

Allerdings waren durch Gebäudeschäden in verschiedenen Zeiten Ausbesserungsarbeiten, auch im Putz, notwendig geworden, so dass man 1907, als bei einer allgemeinen Renovierung der Kirche die Wandmalereien entdeckt und freigelegt wurden, an vielen Stellen nur noch Fragmente vorfand. Professor Bardenhewer nahm hier Ergänzungen vor, die erst ein halbes Jahrhundert später wieder entfernt wurden.

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Chorraum bis 1958

 

Bei einer 1972 erneut begonnenen Renovierung hat man auch den Freskenbestand gesichert und denkmalpflegerisch behandelt, so dass wir annehmen können, dass die heutigen Wandbilder aus dem Originalbestand des 14. Jhs. stammen.

Ein erster rascher Überblick zeigt dann auch sofort den Unterschied zum Ausmalungsprogramm der anderen "bunten Kirchen": Es fehlt die Darstellung des Jüngsten Gerichts, die ja stets an hervorragender Stelle, nämlich entweder in der Vierungskuppel oder an der Ostwand des Chores zu sehen gewesen war.

 

Statt dessen ist es hier besonders Maria, die Mutter Jesu, die ja auch dem Ort den Namen gegeben hat, welche die Thematik der Bilder im Chor bestimmt: Im Gewölbe die Krönung Mariens durch den erhöhten Christus, darunter die auch schon aus anderen Kirchen bekannte Reihe der zwölf Apostel und schließlich in der untersten Etage wieder Szenen aus dem Leben Mariens und Jesu, die Verkündigung, Huldigung der drei Könige aus dem Morgenland, die Taufe Jesu durch Johannes und (sehr undeutlich) Jesus und Maria bei der Hochzeit.

 

Reste an den übrigen Wänden der Kirche lassen erkennen, dass auch diese Teile bemalt waren. Zwischen 1560 und 1570 fasste die Reformation Fuß in Marienhagen, zunächst nach lutherischem Bekenntnis. Als dann Anfang des 17. Jahrhunderts der Nordteil der Grafschaft Homburg an die verwandte Linie von Sayn-Wittgenstein fiel, setzte der Erbe das reformierte Bekenntnis calvinischer Prägung durch. Eine der Folgen war, dass die Wandmalereien der Kirche von Marienhagen unter Tünche zu verschwinden hatten. Dadurch erlitten sie also dasselbe Schicksal wie die der meisten anderen oberbergischen Dorfkirchen.